Entwicklung und Betrieb des IT-Systems ISSO 2

Zusammenfassung der Ergebnisse

Das Informationssystem ISSO-alt war seit dem Jahr 1993 als Instrument zur Unterstützung der Aufgaben für die Sozialverwaltung im Einsatz. Notwenige Änderungen zeichneten sich bereits 1996 durch die geplante Einführung des Sozialfonds ab. Weitere Gründe für die Ablösung von ISSO-alt waren beispielsweise die fehlende Mandantenfähigkeit, die Abhängigkeit vom Anbieter und Schwachstellen in der Funktionalität.

Die Abwicklung sämtlicher Transferleistungen im Sozialbereich über ein Informationssystem ist österreichweit einzigartig. Die Entwicklung von ISSO 2 war eine Pionierleistung des Landes Vorarlberg. Es werden jährlich Transfers im Sozialbereich in Höhe von € 270 Mio. über ISSO 2 abgewickelt. Dementsprechend hoch ist die Komplexität des Systems.

Vorarlberg hat vor dem Projektstart versucht, andere Bundesländer für eine Beteiligung an der Entwicklung zu gewinnen. Da dies nicht möglich war, mussten sämtliche Entwicklungskosten vom Land alleine getragen und die Ressourcen bereitgestellt werden. Im März 2000 wurde der Projektauftrag für ISSO 2 erteilt. Das Fachkonzept wurde in drei Teilen innerhalb eines verhältnismäßig kurzen Zeitraums und ohne eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Geschäftsprozessen erstellt. Da keine umfassende Qualitätssicherung erfolgte, war das Fachkonzept nicht ausreichend detailliert und verständlich. Die Mängel im Fachkonzept stellten ein hohes Risiko dar und waren eine der Ursachen für Probleme im weiteren Projektverlauf.

Die europaweite Ausschreibung der Entwicklungsarbeiten erfolgte im Juni 2000. Die Ergebnisse der Ausschreibung deuteten auf eine wesentliche Erhöhung der geschätzten Projektkosten hin. Die Vergabe der Entwicklungsarbeiten von ISSO 2 erfolgte im Dezember 2000.

Die Entwicklung erfolgte über Konzepte, Prototypen, Tests und Abnahmen. Änderungen ergaben sich durch die Konkretisierung von Teilen des Fachkonzepts, durch neu geforderte Funktionalitäten aber auch bei der Abnahme von Prototypen. Sämtliche Daten aus ISSO-alt wurden auf ISSO 2 migriert. Die Migration wurde nicht nach Kosten- und Nutzenaspekten bewertet. Die extrem schlechte Datenqualität von ISSO-alt war die Ursache für deutlich höhere Migrationskosten.

Die Kumulierung von nicht erledigten Change Requests führte zu Konflikten mit dem Auftragnehmer. Zur Projektsanierung wurde ein externer Projektmoderator bestellt. Im Ergebnis wurde eine rasche Fertigstellung von ISSO 2 unter Inkaufnahme von einigen Zugeständnissen in der Zielerreichung angestrebt und auch realisiert. Die Inbetriebnahme von ISSO 2 erfolgte im Juni 2005, somit 5,5 Jahre nach dem Projektstart.

Wichtige Funktionalitäten von ISSO 2 wurden erst nach Projektabschluss realisiert, einzelne sind bis heute noch nicht umgesetzt. Beispielsweise ist die Auswertungssituation nach wie vor unzureichend. Allerdings sind die Grundlagen für ein aussagekräftiges Berichtswesen noch nicht definiert und in einem Konzept festgehalten. Für die Führung und Steuerung des Sozialfonds ist das Berichtswesen jedenfalls zu verbessern. Der Handlungsbedarf ist erkannt und eine Verbesserung der Situation in die Wege geleitet.

Die systematische und zweckorientierte Weiterentwicklung von ISSO 2 ist untrennbar mit der Steuerung des Leistungsangebots und der Leistungsabwicklung verbunden. Mängel in der Steuerung der Weiterentwicklung sind risikobehaftet. Sie führen in der Praxis zu einer unzulänglichen Ausnutzung von Verbesserungs- und Optimierungspotenzialen und können mit erheblichen Kostennachteilen verbunden sein. Die Weiterentwicklung von ISSO 2 sollte daher künftig auf Basis einer Mehrjahresplanung erfolgen.

Mit ISSO 2 steht den Anwendern ein komplexes und sehr leistungsfähiges System zur Verfügung. Die Unterstützung für die Benutzer ist gut organisiert und funktioniert. Die Benutzer sind drei Jahre nach Einführung mit der Anwendung von ISSO 2 zufrieden. Bei künftigen Systemerweiterungen ist auf eine ausreichende Kapazität der internen Betriebsführung zu achten.

Die Entwicklung von ISSO 2 kann als sehr anspruchsvolles und komplexes Projekt mit hohen Risiken eingestuft werden. Mehrere begründbare Ursachen haben zu einer deutlichen Kostenüberschreitung bei ISSO 2 geführt. Die Gesamtausgaben betragen € 5,86 Mio. bis zum Jahr 2015 und haben sich gegenüber der ursprünglichen Planung mehr als verdoppelt. Auf ein aussagekräftigeres Projektcontrolling ist bei künftigen Informatikprojekten zu achten.