Psychiatrische Versorgung in Vorarlberg

Zusammenfassung der Ergebnisse

Die psychiatrische Versorgung veränderte sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend. Das Leistungsangebot wurde weiterentwickelt und teilweise in Einrichtungen außerhalb von Krankenanstalten verlagert. Der Landesgesundheits- und der Sozialfonds gaben in den letzten drei Jahren € 107 Mio. für die Versorgung psychisch Kranker aus. Drei Viertel dieser Mittel flossen in die intramurale Versorgung. Die Finanzierung des Krankenhauses der Stiftung Maria Ebene und anderer Suchtkrankenhilfen ist darin nicht enthalten.

Mit dem Psychiatriekonzept 2002 wurde die Situation der psychiatrischen Versorgung erhoben und erste Schritte zur Mängelbeseitigung überlegt. Es bedarf einer Anpassung und Konkretisierung dieses Konzepts. Auch die gerontopsychiatrische Versorgung ist umfassend zu regeln. Der Psychiatriebeirat hat sich als Plattform für den interdisziplinären Austausch bewährt. Die Psychiatrieberichterstattung ist gut entwickelt und sollte weiter forciert werden. Für eine adäquate Versorgung bis hin zur wohnortnahen Betreuung ist ein funktionierender Übergang von der intramuralen zur extramuralen Behandlung und Betreuung wichtig.

Die intramurale psychiatrische Versorgung umfasst psychisch kranke Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Sie erfolgt am LKH Rankweil in den Abteilungen Psychiatrie I und Psychiatrie II sowie in der Carina GmbH der Stiftung Carina.

Die Strukturen in der Erwachsenenpsychiatrie am LKH Rankweil mit derzeit 232 Betten sind historisch gewachsen. Während Stationen der Psychiatrie II für eine zeitgemäße stationäre Versorgung adaptiert wurden, sind für die Psychiatrie I bauliche Verbesserungen möglichst rasch vorzunehmen. In Vorarlberg liegen die Kosten der Akutpsychiatrie pro Bett bzw. pro Belagstag deutlich unter dem österreichischen Durchschnitt. Eine wesentliche Ursache dafür ist die relativ geringe Personalausstattung.

Beide Abteilungen verfügen über insgesamt 138 Akutbetten. Werden diese in einer Abteilung gebündelt, kann die Kontinuität der abgestuften Versorgung verbessert werden. Relativ lange Verweildauern und viele Heavy User, das sind Langlieger und Patienten mit häufigen Wiederaufnahmen, erfordern weitere Maßnahmen. Dazu gehören der Ausbau der tagesklinischen Strukturen und die Einrichtung eines ambulanten Stützpunkts am LKH Bregenz. Eine Ausrichtung nach den Versorgungsregionen Nord/Süd unterstützt die Schnittstellenarbeit. Die Umsetzung beider Maßnahmen wirkt durch den gleichzeitigen Abbau von 32 Akutbetten kostendämpfend. Die organisatorische Verankerung der übrigen Versorgungsbereiche, wie z.B. Gerontopsychiatrie oder Wachkomastation, ist zu klären.

Die stationäre Versorgung von Jugendlichen erfolgt auf der Jugendstation im LKH Rankweil mit 10 Betten. Die Tagesklinik mit 2 bis 3 Plätzen ist ein Behelfskonstrukt. Viele Jugendliche werden darüber hinaus auf den Erwachsenenstationen behandelt und betreut. Dies ist als problematisch anzusehen. Mit der erforderlichen Verbesserung der Raumsituation sollte auch eine durchgängige alters- und problemadäquate Versorgung der Jugendlichen gewährleistet werden. Ein Ausbau der tagesklinischen Versorgung für Jugendliche ist notwendig.

Die stationäre Versorgung von Kindern erfolgt im Carina Feldkirch der Carina GmbH. Sie umfasst 14 Betten und entwickelte sich aus dem heilpädagogischen Zentrum der Stiftung Carina. Sieben tagesklinische Plätze sind integriert. Die Infrastruktur ist zeitgemäß und kindgerecht. Die Betriebszeiten wurden in den letzten Jahren erweitert. Die Vollversorgung funktioniert nur über Rückversicherungen des LKH Feldkirch und des LKH Rankweil. Dadurch ist insbesondere für Akutfälle die durchgehende alters- und problemadäquate Versorgung erschwert. Die Carina GmbH wird nahezu vollständig durch den Sozialfonds finanziert. Die Handhabung von Rücklagen ist zu regeln.

Die Anforderungen in der psychiatrischen Versorgung haben sich sowohl für Erwachsene als auch für Kinder und Jugendliche verändert. Für die Erwachsenenpsychiatrie stehen die Verbesserung der Raumsituation, die konsequente Unterstützung der abgestuften Versorgung und die regionale Ausrichtung im Vordergrund. Ein modernes Versorgungskonzept und ein Masterplan für das LKH Rankweil sind zu erarbeiten.

Für Kinder und Jugendliche wurden die bestehenden Versorgungsstrukturen lange Zeit als funktional und effizient angesehen. Durch die Entwicklung der Kinder- und Jugendpsychiatrie zu einem eigenen Sonderfach gelten nunmehr neue Rahmenbedingungen. Insbesondere enthält der Österreichische Strukturplan Gesundheit den Planungsgrundsatz, eine Abteilung mit Vollversorgungsfunktion einzurichten.

Um diesen Vorgaben gerecht zu werden, wurde der Regionale Strukturplan Gesundheit angepasst. Das KH Carina wird dort als gemeinnützige bettenführende Krankenanstalt aufgenommen. Dessen Finanzierung durch den Sozialfonds soll erhalten bleiben. Mit diesen Maßnahmen ist die Versorgung von Kindern und Jugendlichen langfristig jedoch noch nicht wesentlich verbessert und keinesfalls integriert. Die aufgezeigten Mängel in der Akutversorgung bleiben bestehen. Die Nutzung von Synergien innerhalb des Fachs und in der Verwaltung bleibt unbeachtet.

Die optimale Versorgung der Kinder und Jugendlichen bedarf einer grundsätzlichen Neuausrichtung. Dabei gilt es drei zentrale Aspekte zu berücksichtigen. Erstens ist die Kinder- und Jugendpsychiatrie in eine Vollversorgungsabteilung zu integrieren. Zweitens ist dafür eine Managementverantwortung zu etablieren und drittens ist sie langfristig an einen Standort, idealerweise in Feldkirch, zusammenzuführen. Für die Realisierung ist ein detailliertes Konzept zu erarbeiten.