Landeskonservatorium für Vorarlberg

 Zusammenfassung der Ergebnisse

Der Landes-Rechnungshof hat bei der Prüfung des Landeskonservatoriums bewusst einen strategischen Fokus gewählt. Dabei stellte der Landes-Rechnungshof die Berufschancen der ambitionierten jungen Vorarlberger Musiker und nicht die Erhaltung bestehender Strukturen in den Vordergrund. Im Rahmen der Prüfung wurden vom Landes-Rechnungshof viele Expertisen zur Entwicklung der Musikausbildung im In- und Ausland eingeholt. Auf Basis dieser Expertenmeinungen wurden vom Landes-Rechnungshof Szenarien für die zukünftige Positionierung der gehobenen Musikausbildung in Vorarlberg entwickelt.

Da sich die Rahmenbedingungen für die Ausbildung der Musiklehrer grundlegend ändern, ist eine umfassende Neuausrichtung des Landeskonservatoriums notwendig. Diese Entwicklung wurde nicht rechtzeitig erkannt.

Derzeit sind 90 Prozent der Absolventen des Landeskonservatoriums für Vorarlberg als Musikschullehrer tätig. Die Musikschullehrerausbildung wird europaweit vereinheitlicht und soll zukünftig als Bakkalaureatsstudium eingerichtet werden. Dieses Bakkalaureatsstudium wird nur von Universitäten angeboten werden können. Das Landeskonservatorium hat keinen Universitätsstatus und würde zukünftig im Verhältnis zu den Diplomstudien und dem Bakkalaureatsstudium nur einen nicht wettbewerbsfähigen Abschluss anbieten.

Die Ausbildungen des Landeskonservatoriums unterliegen einem Wett­bewerb. Die Lehrerausbildung und die Ausbildung zur künstlerischen Reife („Konzertfach“) werden zukünftig nur mehr von den Universitäten auf international anerkanntem Standard angeboten werden können. Für den Bereich der Vorbereitung auf diese Studien sehen sich vielfach die Musikschulen und Gymnasien mit musischen Schwerpunkten als Wettbewerber.

Sinkende Schülerzahlen und die Altersstruktur der Vorarlberger Musikschullehrer ergeben einen geringen Lehrerbedarf für die kommenden 15 Jahre.

Das Landeskonservatorium ist durch organisatorische Schwächen und hohe Ausbildungskosten gekennzeichnet. Empfehlungen auf Basis einer externen Organisationsanalyse wurden nicht bzw nur ansatzweise umgesetzt.

Das Landeskonservatorium verfügt über ein veraltetes Statut und Defizite in der Organisation. Schlüsselfunktionen sind nicht besetzt und die Direktion ist sehr stark operativ tätig. Eine detaillierte Kostenrechnung bzw ein Controlling ist nicht vorhanden.

Die Ausbildung am Landeskonservatorium ist sehr teuer. Ein Absolvent der Studienrichtungen IGP und Diplom am Landeskonservatorium kostet dem Land Vorarlberg rund € 97.890 (ATS 1,35 Mio).

Im Jahr 1999 wurde von einem externen Beratungsunternehmen eine Analyse und eine Bewertung der Führungs- und Organisationsstruktur des Landeskonservatoriums erstellt. Die daraus resultierenden Empfehlungen für die Gestaltung der künftigen Führungsstruktur und der damit verbundenen Aufbau- und Ablauforganisation wurden nicht bzw nur zum Teil umgesetzt.

Im Hinblick auf die Bedarfssituation und unter Berücksichtigung von Kosten-Nutzen-Aspekten empfiehlt der Landes-Rechnungshof die  Alternativen Kooperation, Fokussierung oder Schließung des Landeskonservatoriums.

Die Beibehaltung des Status quo würde längerfristig zu einer nicht wettbewerbsfähigen Ausbildung, überflüssigen Parallelstrukturen in der Musikerausbildung, Studentenabwanderungen mangels Attraktivität sowie zu einem Imageverlust für das Land Vorarlberg führen und hätte zudem extrem hohe Ausbildungskosten zur Folge.

Eine Umwandlung des Landeskonservatoriums in eine Privatuniversität erachtet der Landes-Rechnungshof als nicht zweckmäßig. Die Bedarfssituation, der Finanzmittelbedarf, die nur schwer zu erzielende nationale und internationale Reputation des Studiums sowie der mühsame Aufbau eines Wissenschaftszweiges sind die wesentlichen Gründe gegen eine eigene Musikuniversität.

Um Teile der Ausbildung der Musiklehrer auch künftig im Land Vorarlberg anbieten zu können, wäre die Kooperation mit einer Musikuniversität ein gangbarer Weg. Diese Alternative sollte aber auf Basis der Bedarfssituation und auf der Grundlage von Kosten-Nutzen-Aspekten einer weitergehenden Prüfung unterzogen werden.

Sämtliche Geschäftsfelder des Landeskonservatoriums können nach An­sicht des Landes-Rechnungshofes auf andere Einrichtungen übertragen werden, was einer Schließung gleichkäme. Andererseits besteht aber auch die Möglichkeit, dass sich das Landeskonservatorium auf die Vorbereitung für eine universitäre Ausbildung und auf die Weiterbildung zB der Musiklehrer, Kapellmeister und Chorleiter fokussiert.

Unabhängig von der künftigen Positionierung sollte das Landeskonservatorium ausgegliedert werden, um wesentlich bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Der Gestaltungsspielraum würde erhöht, Doppelgleisigkeiten an den Schnittstellen könnten beseitigt werden.